Patient:innenbeförderung Über­for­de­rung, Unzu­ver­läs­sig­keit & Stress

Mit Hilfe eines Erfahrungsberichtes eines Patienten werden die Problematiken der Patient:innenbeförderungen im Folgenden deutlich gemacht.

Aus­gangs­lage in Deutschland

Jähr­lich wer­den in Deutsch­land 55 Mil­lio­nen Patient:innenbeförderungen durchgeführt.
Eine beacht­li­che Zahl, wenn man sich über­legt, wie viele Beför­de­run­gen dem­nach täg­lich absol­viert wer­den. Den­noch lau­fen diese Fahr­ten nicht koor­di­niert, rou­ti­niert und stress­frei ab, obwohl sie in Deutsch­land zum All­tag gehören.

Zunächst wer­den wir Ihnen die aktu­elle Aus­gangs­lage über das Gesund­heits­sys­tem in Deutsch­land vor­stel­len, damit Sie direkte Ver­bin­dun­gen zu den ange­spro­che­nen Pro­ble­ma­ti­ken des Erfah­rungs­be­rich­tes zie­hen können.
Eine aus­führ­li­chere Beschrei­bung der Aus­gangs­lage kön­nen Sie aus unse­rem Blog­bei­trag Patient:innenmobilität in Deutsch­land — und warum noch viel zu tun ist entnehmen.

  • 24.400 von 100.000 Ein­woh­nern müs­sen pro Jahr aus Kran­ken­häu­sern ent­las­sen werden
  • 2020 wur­den über 50 Mil­lio­nen Ret­tungs­fahr­ten und Kran­ken­trans­por­ten durchgeführt
  • 37 Mil­lio­nen Fahr­ten die­ser Art wur­den mit einem Taxi oder Miet­wa­gen durchgeführt
  • starke Reduk­tion der ange­bo­te­nen Kran­ken­haus-Bet­ten­zah­len (zwi­schen 1991 und 2019 von 665.000 auf 495.000
  • Anstieg der Behand­lungs­fälle (zwi­schen 1991 und 2019 von 14,6 auf 19,4 Mil­lio­nen Menschen)
  • kür­zere Ver­weil­dauer der Patient:innen → mehr Nach­frage nach Beförderung
  • stei­gende Pri­va­ti­sie­rung und Gewinn­ori­en­tie­rung der Kran­ken­häu­ser → Schlie­ßung von weni­ger pro­fi­ta­blen Abteilungen

Bildbeschreibung 

Mann sitzt vor einem Lap­top und hält seine Hände vor das Gesicht.
3 Per­so­nen am Bild­rand rei­chen dem Mann ein Handy, Blei­stift, Lap­top und Blatt Papier. 

Erfah­rungs­be­richt eines Patienten

Ich bin nun seit eini­gen Jah­ren auf einen Roll­stuhl ange­wie­sen, wodurch ich Schwie­rig­kei­ten habe, von A nach B zu kom­men. Viele Bus­hal­te­stel­len oder Bahn­höfe sind nicht bar­rie­re­frei. Daher bin ich auf Patient:innenbeförderungen ange­wie­sen, wenn ich ärzt­li­che Ter­mine in Kran­ken­häu­sern oder pri­vate Tref­fen außer­halb mei­ner Woh­nung habe.
Für die­sen Fall muss ich Fahr­dienste kon­tak­tie­ren, um eine Fahrt zu buchen. Zu Beginn war ich teil­weise ziem­lich über­for­dert, da ich gar nicht genau wusste, wel­che Fahr­dienste Patient:innenbeförderungen anbie­ten. Da ich im Roll­stuhl sitze, benö­tige ich Fahr­zeuge mit aus­rei­chend Platz und zusätz­li­cher Aus­stat­tung zur Befes­ti­gung mei­nes Rollstuhls.
Mitt­ler­weile habe ich durch das Tes­ten ver­schie­de­ner Dienste viele Erfah­run­gen mit Fahr­diens­ten machen kön­nen. Es ist immer wie­der eine Her­aus­for­de­rung, eine Fahrt zu buchen. Mitt­ler­weile buche ich mei­nen Fahr­dienst min­des­tens einen Tag vor mei­nem Ter­min, um Stress und Kom­pli­ka­tio­nen mög­lichst zu ver­mei­den. Der spon­tane Mensch von frü­her kann ich dadurch nicht mehr sein.
In den meis­ten Fäl­len muss ich näm­lich meh­rere Dienste tele­fo­nisch kon­tak­tie­ren, um einen Dienst zu fin­den, wel­cher zu dem bestimm­ten Zeit­punkt aus­rei­chend Zeit, ein ent­spre­chen­des Fahr­zeug und einen qua­li­fi­zier­ten Mit­ar­bei­ter zur Ver­fü­gung stel­len kann. Da diese Punkte oft nicht gege­ben sind, habe ich den Diens­ten in der Ver­gan­gen­heit auch schon zuge­stimmt, frü­her zu kom­men, als von mir gewünscht. Dadurch hatte ich end­lich die Gewiss­heit, mei­nen Ter­min rea­li­sie­ren zu kön­nen, obwohl ich mög­li­cher­weise eine Stunde zu früh am Treff­punkt bin.
Lei­der konn­ten die Fahr­dienste in der Ver­gan­gen­heit sel­ten mit Pünkt­lich­keit über­zeu­gen. Ich kam schon häu­fi­ger zu spät zu mei­nen Arzt­be­su­chen. Da die Fahr­dienste nicht stun­den­lang dar­auf war­ten kön­nen, dass ich im War­te­zim­mer sitze und auf einen neuen Ter­min warte, kam es auch schon vor, dass ich direkt wie­der gefah­ren bin.
Auch der Kon­takt mit der Kran­ken­kasse ist anstren­gend. Bei ärzt­li­chen Behand­lun­gen habe ich näm­lich die Mög­lich­keit, mir die Kos­ten der Fahrt zu einem gro­ßen Teil von der Kran­ken­kasse bezah­len zu las­sen. Auch dies nervt und ist sehr umständ­lich, da ich bei jeder Fahrt sehr viele Anga­ben machen muss. Bei den ers­ten Malen war ich sehr über­for­dert und musste mir Hilfe holen.
Ins­ge­samt weckt die ganze The­ma­tik der Patient:innenbeförderung keine posi­ti­ven Gefühle in mir, obwohl es ja nor­ma­ler­weise etwas Posi­ti­ves sein soll. Näm­lich Men­schen, wel­che in ihrer Mobi­li­tät beein­träch­tigt sind, zu helfen.

Haben Sie ähn­li­che Erfah­run­gen machen können?

Falls Sie ähn­li­che Erfah­run­gen mit Patient:innenbeförderungen gemacht haben, kön­nen Sie diese gerne im Kon­takt­for­mu­lar schildern.
In der Zukunft könn­ten wir mit Ihrer Hilfe ver­mehrt über die Pro­ble­ma­ti­ken in die­sem Bereich auf­klä­ren, indem wir Ihre Erfah­run­gen tei­len und öffent­lich machen.
Ihr Name und auch ihre E‑Mail Adresse blei­ben natür­lich anonym und wer­den nicht an Dritte weitergegeben!

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    Bildbeschreibung 

    Hin­ter­grund: Aus­schnitt eines Schreibtisches
    Vor­der­grund: Notiz­block mit der Auf­schrift “Share your Story“ 

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